Mittwoch, 6. Juni 2018

Abschlusscamp und anderes

Vor 2 Wochen fand unser AFS End-of-stay Camp statt - das letzte Mal, dass wir uns alle trafen, bevor wir uns am Flughafen vor der Abreise nochmals sehen werden. Wie komisch uns allen dieser Gedanke doch vorkam! Nur noch zu fünft sind wir in Kroatien übrig geblieben, aber das war auch genau das Schöne - unsere kleine AFS-Familie eben.
Drei Tage verbrachten wir also etwas ausserhalb von Zagreb. Am Freitag gingen wir Wandern auf die Medvednica, ein "Gebirge", von wo aus man eine super Aussicht auf Zagreb hat (es ist für unsere Verhältnisse wohl eher ein grösserer Hügel :)). Den Rest des Wochenendes verbrachten wir mit AFS-Workshops und genossen natürlich einfach noch die gemeinsame Zeit.

Miko, Armand, Julian, Lacey und ich
Als wir unseren Austausch reflektierten und uns über unsere Zukunftspläne unterhielten, fiel mir auf, wie viel sich eigentlich in diesen 9 Monaten verändert hat! Ich habe bemerkt, dass ich in Kroatien wirklich ein zweites Zuhause gefunden habe: Ich fühle mich überhaupt nicht mehr wie ein Besucher oder Tourist, sondern wie eine Einheimische! Es ist ein wunderbares Gefühl, sich auf Kroatisch mühelos verständigen zu können, ohne dass es den Leuten überhaupt auffällt, dass sie hier nicht mit einer Kroatin sprechen! Dinge, die mir am Anfang noch komisch erschienen, fallen mir mittlerweile schon überhaupt nicht mehr auf.
Aber nicht nur habe ich in dieser Zeit hier unglaublich viel erlebt und unzählbar viele Erinnerungen gesammelt, sondern auch meine Zukunftspläne haben sich in gewisser Weise verändert. Ich weiss jedenfalls, dass ich nicht gleich zurückkehren werde, wie ich gegangen bin.

Hier habe ich jetzt nur noch eine Woche Schule - auch das kann ich mir kaum vorstellen! Momentan haben wir schon seit zwei Wochen täglich über 30°, ich weiss also, weshalb die Schule nur bis Mitte Juni dauert... Noch geniesse ich die Zeit mit meiner Klasse, jetzt, wo ich endlich alles verstehe und mich total integriert fühle!


mit einigen Klassenkameraden
Abends nach der Schule gehen wir in Čakovec auf einen Kaffee oder ein Glacé - wie werde ich diese Gewohnheit vermissen!
An den Wochenenden dann gibt es immer Mal wieder Kollegen und Kolleginnen, die ihren Geburtstag feieren, meistens bereits den 18. Es gibt also genug Feste, so dass es mir bestimmt nicht langweilig wird. :D


Macarena gibt es auch in Kroatien :)

Letzter Sonntag fand dann noch eine besonderes Ereignis statt: Besuch aus der Schweiz traf in Zagreb ein!



Wir verbrachten einen sehr schönen Tag zusammen, und ich war doch recht stolz auf mich, dass ich sie durch Zagreb führen konnte... :D

Ich geniesse also meinen letzten Monat in Kroatien noch in vollen Zügen bevor dann das grosse Abschiednehmen auf mich zukommen wird!

Dienstag, 15. Mai 2018

Familienwechsel

Jetzt ist es bereits einige Wochen her, seit ich meine Gastfamilie gewechselt habe. Zuallererst möchte ich nur erwähnen, dass dies nicht an irgendwelchen Problemen in meiner alten Gastfamilie lag, sondern es sich einfach so ergeben hat. Klar war ich etwas nervös, nach knapp 8 Monaten nochmals in einer anderen Familie neu anfangen zu müssen. Ich wusste aber zum Glück, dass ich auf jeden Fall immer noch meine Klasse und Freunde zur Hilfe haben würde.

Jetzt, wo ich mich neu eingelebt habe, kann ich sagen, dass es mir wirklich super geht! Es ist spannend, die Möglichkeit zu haben, auch etwas über die Gewohnheiten und Werte einer anderen kroatischen Familie zu erfahren. Und ich hatte solches Glück mit meiner sympathischen neuen Gastfamilie, dass ich mich nach 2 Wochen bei ihnen schon vollkommen zu Hause fühlte! Zu der Familie gehören nebst den beiden Gasteltern 4 Kinder: ein 6-jägriger Junge und 3 Mädchen im Alter von 11, 13 und 16 Jahren. Ja, es läuft ganz bestimmt immer etwas mit so vielen Kindern im Haus, an Langeweile habe ich jedenfalls nicht gelitten bis jetzt! :) Und die Verständigung auf Kroatisch bereitete mir glücklicherweise auch keine Probleme - das half wohl auch sehr dabei, dass ich mich hier so schnell eingewöhnen konnte.
Wie (fast) allen kroatischen Familien ist auch meiner neuen Gastfamilie die Kirche sehr wichtig. Hier wurde ich aber dennoch überrascht: Sie sind nicht katholisch, wie die grosse kroatische Mehrheit, sondern besuchen die baptistische Kirche! Es ist spannend, sie dorthin zu begleiten, denn jedesmal lerne ich wieder andere neue Leute kennen (einmal traf ich sogar einen Mann der, unglaublicherweise, aus Salmsach kommt!).
Auch wenn meine Gasteltern natürlich recht viel zu tun haben, nehmen sie sich trotzdem genügend Zeit für mich. Mit meiner Gastmutter habe ich schon einige Male kroatische Menues gekocht oder Kuchen gebacken.

... zum Beispiel Mohnkuchen :P

An einem Sonntag machten wir einen Ausflug an die Mura (den nördlichsten Fluss Kroatiens) und in die hügelige Region Kroatiens. Ein anderes Mal besuchten wir die Stadt Varaždin, eine meiner Lieblingsstädten hier in der Region. Einst war Varaždin die Hauptstadt Kroatiens, bis im 18. Jahrhundert wegen eines Brandes Zagreb zur neuen Hauptstadt ernannt wurde. Heute ist es ein typisches Barockstädtchen mit vielen Kirchen und ihrem ganz eigenen Charme.

die Mura

Gornji dio Međimurje

Altstadt von Varaždin
Letztes Wochenende dann das Highlight: Ein Besuch des Schlosses Trakošćan! Dies ist das bekannteste und meistbesuchte Schloss Kroatiens und befindet sich in Zagorje (der Region zwischen Međimurje und Zagreb, also nur eine knappe Autostunde entfernt). Es stammt aus dem 13. Jahrhundert, berherbergt im Inneren ein Museum und ist wunderschön an einem See mit Parkanlage gelegen.

Aussicht auf die Region Zagorje
Oliver und Petra - meine beiden jüngsten Gastgeschwister

Obwohl es schon etwas Überwindung benötigte, sich wieder neu einzuleben und sich an eine neue Familie anzupassen, kann ich jetzt schon sagen, dass ich froh darüber bin, so wie es gekommen ist! Man würde sagen, dass es wohl nicht wirklich optimal ist, noch für knappe 3 Monate die Gastfamilie zu wechseln, aber für mich war diese Veränderung kein Problem. Im Gegenteil - ich habe Glück, meine restliche Zeit noch bei dieser herzlichen und offenen Familie verbringen zu können! Die Zeit vergeht so schnell, dass ich es kaum glauben kann, und ich versuche, jede Minute, die ich noch übrig habe, zu geniessen!

Mittwoch, 18. April 2018

Segelabenteuer

In den Frühlingsferien hatte ich das Glück, mit der Gastfamilie von Lacey (meiner Kollegin aus den USA) Segeln gehen zu können! Diese Familie besitzt ein eigenes Segelboot, der Vater ist ein ausgebildeter Skipper und sie sind dementsprechend öfters mit dem Boot unterwegs.
Also fuhren wir am Montagmorgen nach Skradin, ein kleines Dorf an der dalmatischen Küste, in dessem Hafen die Familie ihr Segelboot über Winter gelagert hatte. Während die Eltern das Boot für das erste Mal Hinaussegeln dieses Jahres vorbereiteten, konnten Lacey, Laceys Gastschwester und ich in den Krka Nationalpark besuchen. Dieser ist ähnlich wie der Plitvice Nationalpark (den wir im Herbst mit AFS besucht hatten), nur etwas kleiner. Aber keineswegs weniger schön mit all den beeindruckenden Wasserfällen und der Natur, die es zu bewundern gab! Übrigens war dieser Nationalpark einer der Drehorte für die Winnetou-Verfilmungen...!

die Krka Wasserfälle



Lacey und ich
Am nächsten Morgen ging es dann endlich mit dem Segelboot los!

letzter Blick vom Boot aus auf Skradin

Zuerst aber nur mithilfe des Motors bis nach Šibenik, der nächsten Küstenstadt. Diese ist in Kroatien recht bekannt und war nur etwa eine gute Stunde Fahrtzeit mit dem Boot von Skradin entfernt. Auf unserer Fahrt dorthin kamen wir an vielen Muschelfarmen vorbei. Das Gewässer dort sei ideal, um Muscheln zu fangen, weil Skradin streng genommen noch nicht an der Adria, sondern am Fluss "Krka" liegt. Šibenik ist dann aber schon wirklich eine Stadt an der adriatischen Küste. Dazwischen ist das Gewässer deshalb eine Mischung aus Süss- und Salzwasser, weshalb es dort auch so viele Muscheln gebe. Meeresfrüchte, unter anderem auch Muscheln, hatten wir übrigens am Abend zuvor zum Znacht probiert, und ich muss zugeben, sie waren wirklich lecker!

eine der vielen Muschelfarmen

Nach einer guten Stunde erreichten wir dann also die Adria und Šibenik, ein bezauberndes, typisches dalmatisches Küstenstädtchen! Natürlich legten wir dort einen Halt ein und gingen auf einen Kaffee (es ist schliesslich immern noch Kroatien :D). Bei wunderschönem Sonnenschein und mit einem Glacé in der Hand spazierten wir dann auch noch etwas durch die bezaubernde Altstadt...

Kathedrale von Šibenik


Friedhof mit schöner Aussicht :)
Am Nachmittag segelten wir dann zum ersten Mal richtig hinaus! Hinter dem Steuer zu sitzen gefiel mir besonders gut, und dabei die vielen Inseln, an denen wir vorbeizogen, zu bestaunen. Es war aber noch nicht sehr warm, und mit dem heftigen Wind (der für das Segeln zwar recht gut geeignet war), mussten wir uns gut anziehen.

Unser nächster Halt danach war die Insel "Prvić" (also die "erste Insel"), welche zwar bewohnt ist, aber jetzt in der Nebensaison trotzdem recht verlassen war. Ein kleiner Hafen, ein Museum über Faust Vrančić (den bekanntesten Erfinder Kroatiens), einige Strässchen gesäumt mit Steinhäuschen - viel mehr gibt es nicht. Dennoch war ich sofort hingerissen von dem Charme dieses Inselchens!



Nach einigen weiteren Stunden Segeln erreichten wir dann die Insel "Murter", wo wir das Segelboot über Nacht im Hafen verankerten.

"Kalita", unser Segelboot



Dennoch war abends wegen der Wellen das Schaukeln des Bootes recht gut spürbar, was mir dann nachts nocht mehr so gut bekam. Am nächsten Morgen war ich aber glücklicherweise wieder topfit, so konnten wir nach einem Kaffee und kurzem Spaziergang auch schon in Richtung Zadar, unserer Zieldestination, aufbrechen.
Von dort aus nahmen Lacey und ich den Bus zurück nach Zagreb, da wir am nächsten Morgen bereits auf unser nächstes Abenteuer aufbrachen - ein viertägiger Ausflug mit einer Reiseagentur nach Prag. :)

Ich habe viel Neues gesehen und ausprobiert in diesen Ferien, und einer meiner grössten Wünsche für mein Austaischjahr kam dabei in Erfüllung: Einige Zeit an Kroatiens Küste zu verbringen und Inseln in der Adria zu besichtigen! Diese wunderbaren Tage werden mir bestimmt lange Zeit als eines meiner Top-Highlights in Kroatien in Erinnerung bleiben!



Dienstag, 10. April 2018

Ostertraditionen

Über Ostern traf sich meine Gastfamilie mit ihrer Tochter, die in Irland im Austausch ist, weshalb ich diese Tage bei ihren Verwandten in Palinovec verbrachte. Der Bruder meines Gastvaters lebt dort mit seiner Frau und drei erwachsenen Kindern, ausserdem auch noch mit den Grosseltern (was in Kroatien recht üblich ist). Diese Familie zeigte und erklärte mir all ihre Traditionen für Ostern (wovon es wirklich viele gab!), ihren wichtigsten Feiertag des Jahres.

Da die Familie sehr religiös ist, gingen sie jeden Tag, wie auch schon für Weihnachten, in die Kirche (also Gründonnerstag, Karfreitag, Samstag, Osteronntag). Es war aber recht spannend, weil die Gottesdienste wegen Ostern etwas spezieller waren. Am Karfreitag etwa fand die Messe um 15 Uhr statt, weil es geglaubt wird, dass Jesus um diese Uhrzeit am Kreuz starb. Keine Kirchenglocken läuteten an diesem Tag und auch die Orgel spielte nicht, weil es als der traurigste dieser Tage angesehen wurde. Symbolisch wurde Jesus' Kreuz durch die Kirche getragen und danach von allen Kirchengängern der Reihe nach geküsst. Bis am Samstag wurde dieses Kreuz dann ständig von den Feuerwehrmännern bewacht.
Am Samstagsgottesdienst dann hielten zunächst alle nur ein Kerzenlicht in der Hand. Am Ende der Messe wurde dann bereits die Auferstehung von Jesus gefeiert, und demnach spielte auch die Orgel wieder und die Kirchenglocken läuteten.
Am Sonntagmorgen fand dann der "übliche" Sonntagsgottesdienst statt, um Jesus' Auferstehung zu feiern.

Kirchengänge waren aber nicht die einzigen Ostertraditionen, die in Međimurje gängig sind (auch wenn es wirklich für ALLE normal ist, so viel in die Kirche zu gehen!). Am Freitag färbten wir Eier, und das auf verschiedene Arten: Einige kochten wir lange Zeit in Rotwein, worauf sie dann eine schwarz-violette Farbe annahmen, andere färbten wir mit in Wasser aufgelösten Farben und einige verzierten wir noch mit Serviettentechnik.

bunte Eier am färben
links die im Wein gekochten, rechts die von uns gefärbten Eier
Am Samstag fand dann nochmals eine spezielle Tradition statt, nämlich das Segnen vom Essen. Dafür gingen wir nachmittags in die Kirche, mit Körben gefüllt mit Essen für das Osterzmorgen am Sonntag. In einem Korb befand sich typischerweise međimurischer Schinken, "perec" (ein süsses Gebäck, welches sehr ähnlich wie Zopf ist und nur an Ostern gegessen wird), gekochte Eier und Meerrettich.

der Korb gefüllt mit Essem für den Ostersonntag

In der Kirche stand also dann jede Familie mit ihren Körben, die Kinder mit kleinen Körbchen gefüllt mit Schokolade. Der Priester kam und segnete das Essen mit Weihrauch. Dies dauerte nur etwa 10 Minuten, war also nicht wie ein richtiger Gottesdienst. All dieses Essen, welches für das Ostersonntagsfrühstück gesegnet wurde, musste dann auch aufgegessen werden.

in der Kirche wird auf die Segnung des Essens gewartet
Nach dieser Segnung besuchten wir noch Verwandte der Familie, und überall, wo wir zu Besuch waren, wurde uns perec (dieses typische Zopfbrot) angeboten. Am Samstagabend nach dem Gottesdienst wurde dann bereits die Auferstehung von Jesus gefeiert. In jedem Dorf sollte deshalb ein grosses Feuer angezündet werden. Da es aber leider geregnet hatte, konnte das Feuer nicht entfacht werden. Trotzdem trafen wir Jugendlichen uns in Palinovec zum čevapći grillieren und abendlichem Kartenspielen.

hier hätte das Feuer angezündet werden sollen
Am Ostersonntag dann assen wir das Osterzmorgen mit unserem gesegneten Essen, wobei der grösste Stolz der eigene međimurische Schinken war :)

Schinken und gekochte Eier

perec
Danach ging es in die Sonntagsmesse, nachher wurde bereits wieder Zmittag gegessen. :D

feines Dessert: "štrukli", typischer kroatischer Strudel
Abends waren wir dann bei Verwandten zum Znacht (was für eine Überraschung, schon wieder zum essen :D) eingeladen.
Ich kann jedenfalls nicht behaupten, dass ich Hunger leiden musste über diese Tage! Tut mir leid, falls euch die Fotos vom Essen jetzt auch hungrig gemacht haben... :)
Es war superspannend, međimurische Ostern zu feiern, und ich verbrachte eine schöne Zeit bei den Verwandten meiner Gastfamilie (welche die ganze Zeit Angst hatten, dass ich nebst dem vielen Essen immer noch hungrig sei und sowieso viel zu dünn sei und mehr essen müsste - eine typische Angewohnheit der Kroaten eben :D).

Donnerstag, 29. März 2018

Dan Palinovca

Jedes Jahr mitte März findet ein spezieller Festtag in Palinovec statt, nämlich der "Dan Palinovca", also der Tag des Dorfes Palinovec. Bereits etwa einen Monat vorher gingen meine Gastschwester und ich regelmässig an Tanzproben, um uns auf diesen Tag vorzubereiten. Denn es ist Tradition, dass die Jungen des Dorfes traditionelle Tänze aufführen, gekleidet in međimurische Trachten. An diesen Tanzproben studierten wir also knapp 10 traditionelle Lieder ein, zu denen immer zu zweit oder im Kreis getanzt und selbstverständlich auch gesungen wurde.
Und dann, vorletzten Samstag, war es schliesslich so weit: Der Dan Palinovca stand vor der Tür! Normalerweise findet an diesem Tag eine Messe in der kleinen Kirche des Dorfes statt, und dann würden wir in den traditionellen Trachten durch das Dorf laufen und zum Schluss unsere Tänze aufführen. Leider wollte das Wetter aber nicht mitspielen, deshalb mussten wir den Umzug durch das Dorf auslassen.
Es kam also nachmittags eine Frau zu uns nach Hause, die uns in die Trachten einkleidete. Was definitiv nötig war, denn ich hätte keine Chance gehabt, diese Tracht alleine anzuziehen! Um Glorija und mich einzukleiden, benötigte die Frau dann auch je eine halbe Stunde. Zuerst mussten mindestens fünf Unterröcke umgebunden werden, dann kam der richtige Faltenrock darüber. Sobald man diesen anhatte, durfte man sich nicht mehr setzen (aufs WC gehen ganz zu schweigen). Danach war ein Oberteil mit Pufferärmeln an der Reihe, zum Schluss nach das "Tibet", ein farbiges und bedrucktes Tuch. Für die Frisur wurden uns Zöpfe geflochten, ganz wie früher, als diese Trachten wirklich noch regelmässig angezogen wurden.

langdauernde Einkleidung
der Faltenrock von hinten, auf den so gut aufgepasst werden muss

Glorija und ich fertig angekleidet (wegen der vielen Unterröcke sehen wir so breit aus - so viel habe ich dann hier auch nicht zugenommen :))

Nach dieser ganzen Prozedur konnte der Dan Palinovca also endlich beginnen! Das Programm fand in einem kleineren Saal im Dorf statt. Auch die Schule des Dorfes hatte mit den Schülern etwas vorbereitet, und es wurden ausserdem noch einige Reden gehalten und Preise verleiht. Zum Schluss stand dann unsere Vorführung an (wegen dem Faltenrock hatten wir während dem Programm davor die ganze Zeit stehen müssen! Auch sonst war die Tracht übrigens nicht sehr bequem, es fühlte sich ein bisschen wie ein Korsett an, und ich war ehrlich gesagt recht froh, als ich wieder meine eigenen Kleider tragen konnte :)). Wir waren fünf Paare, und vier Musiker spielten zu den Liedern, die wir tanzten und sangen.







Nach der Vorführung fand ein Abendessen statt (welches wir dann aber zum Glück sitzend und wieder in unseren eigenen Kleidern geniessen konnten), und danach das obligatorische Fest, weil man in Kroatien einfach zu feiern liebt!

die Livemusik für das Fest

nach dem Essen wird natürlich zu der Musik getanzt
einige Kolleginnen aus Palinovec, Glorija und ich
Es war interessant, an diesem Abend etwas über all diese Traditionen zu erfahren. Nicht in jedem Dorf findet so ein Tag statt, und ich hatte Glück, hier in Palinovec selbst daran teilnehmen zu können! Und natürlich war es ein ganz spezielles Gefühl, međimurische Tänze in einer kroatischen Tracht aufzuführen! Das war für mich einer von diesen Momenten, in denen man weiss, dass es sie einfach nur einmal im Leben gibt. An diesen Tag werde ich mich bestimmt noch lange erinnern, es gehört definitiv zu den Highlights, die ich hier erlebt habe!

Dienstag, 27. Februar 2018

Maškare - die Fasnacht in Kroatien

Obwohl natürlich immer irgendetwas am laufen ist, kann ich im Moment nicht behaupten, dass sich gerade allzu viel Nennenswertes ereignet. Aber auch hier gab es kürzlich einige spezielle Events wegen der Fasnacht. Kroatiens grösste Fasnacht findet in Rijeka statt (die Stadt am Meer, welche ich einmal besucht habe), wo die Festlichkeiten über mehrere Tage lang andauern.

Wir aber gingen am Wochenende nach Hodošan (das Nachbardorf), wo ein kleiner Fasnachtsumzug stattfand, an dem auch mein Gastbruder teilnahm. Wie bei uns auch, begleiteten Blechbläser den Umzug, welcher dann aus verschiedenen Gruppen bestand. Eine Gruppe (der Kindergarten meines kleinen Gastbruders war eine davon) verkleidete sich einheitlich, und am Schluss wurde der Gruppe mit den besten Kostümen einen Preis erteilt. Es wurde ausserdem Glühwein getrunken und Krafne, also kroatische Berliner, gegessen (anstelle der Fasnachtsküchlein bei uns). :P


Auch in der Schule gab es einen Tag, an dem sich alle Schüler verkleiden konnten. Eine Lektion lang legten dann einige Schüler kroatische Musik auf, zu der getanzt wurde, wobei am Schluss die Personen mit der kreativsten Verkleidung ausgesucht wurden.


Ansonsten ereignet sich gerade wirklich nicht besonders viel hier. Die einzigen speziellen Ereignisse sind die Geburtstage, die hier ja immer recht gross gefeiert werden. Gerade dieses Wochenende feierten also zwei Mädchen aus meiner Klasse ihren 18. Geburtstag. An dem Fest spielte eine Band und es wurde die ganze Nacht lang getanzt zu der typischen kroatischen und serbischen Balkanmusik.
Ich geniesse also einfach meinen Alltag hier, da ich ja viel Freizeit habe und fast nichts zu tun für die Schule. :)

Sonntag, 11. Februar 2018

Midstay in Belgrad

Ich kann es kaum glauben, dass ich bereits fünf Monate hier bin, es hört sich einfach immer noch unwirklich für mich an! Die Hälfte meines Austauschjahres ist bereits vorbei, und langsam bemerke ich, dass meine verbleibende Zeit hier wohl auch unglaublich schnell vergehen wird!
Ganz spontan erfuhren wir, dass unser Midstay-Camp in Belgrad (also der Hauptstadt von Serbien, für alle die sich hier nie ganz sicher sind, genauso wie auch ich, bevor ich ging :)) stattfinden würde. Mit ganz spontan meine ich wirklich spontan: Am Montagabend wurde uns mitgeteilt, dass wir am Donnerstag, also in drei Tagen, unseren Bus von Zagreb nach Belgrad hättten! Trotzdem freute ich mich natürlich darüber, weil mein ja nicht alle Tage die Möglichkeit bekommt, nach Serbien zu reisen!

Am Donnerstag trafen wir Austauschschüler aus Kroatien (wir sind jetzt noch zu sechst) uns also in Zagreb und wurden nach Belgrad chauffiert. Das war gerade einmal eine vier- bis fünfstündige Autofahrt, es ist also recht gut machbar. Auf der Fahrt war kaum mehr sichtbar als endlose Felder, ab und zu noch einige Wälder dazwischen. Dann, wie aus dem nichts, erreichten wir Belgrad, eine Millionenstadt doppelt so gross wie Zagreb.
Am Freitag konnten wir dann die Stadt besichtigen, denn AFS Serbien hatte uns eine Stadtführung organisiert. Belgrad hat einige sehr schöne Attraktionen zu bieten: Am besten gefiel mir der "Hram svetog Save", der "Dom des Heiligen Sava", der so etwas wie das Wahrzeichen Belgrads ist. Es ist eine serbisch-orthodoxe Kirche, und zwar nicht nur irgendeine, sondern die grösste Südosteuropas und dazu noch eine der grössten orthodoxen Kirchen der Welt!

Hram svetog Save
Im Inneren ist die Kirche noch gar nicht fertiggestellt, denn der Bau hat sich aufgrund der vielen Kriege immer wieder verzögert. Nur ein Raum ist bereits vollendet, und er war wirklich überall wunderschön mit Blattgold und Mosaiken verziert!

so soll am Schluss die gesamte Kirche aussehen...
im Moment wird hier aber alles erst gebaut
Wir besichtigten natürlich auch noch einiges mehr, darunter eine Festung von wo aus man einen schönen Blick über die Stadt hatte.





das Parlament

Allgemein ist aber schon recht gut zu bemerken, dass der Lebenstandard im Vergleich zu Zagreb immer noch etwas niedriger ist. Viele Häuser, auch im Zentrum, sind eher heruntergekommen und die Trams und Busse haben schon bessere Zeiten gesehen.

Zentrum
Es ist recht gut spürbar, dass der Krieg hier gerade einmal knappe 20 Jahre zurückliegt und sich die Stadt von alldem immer noch am erholen ist (Belgrad war ja auch die Hauptstadt Jugoslawiens).
Im Hotel trafen wir einen Abend zum Beispiel auf einige schon recht betrunkene Männer, die hörten, dass wir Kroatisch sprachen. Sie begannen davon zu erzählen, dass Kroatien ja eigentlich gar kein eigenständiger Staat sei, sondern dass das alles zu Serbien gehöre. Es gibt halt immer noch Leute, die sich von den Ideen vor 20 Jahren noch nicht losgelöst haben.
Trotzdem alldem war es natürlich sehr spannend, die Stadt zu besichtigen, und sich selbst einen Eindruck davon machen zu können!

Den Rest des Wochenendes verbrachten wir im Hotel mit AFS-Workshops von AFS Serbien. Dabei lernten wir die 20 Austauschschüler in Serbien kennen, was natürlich auch wieder sehr interessant und unterhaltsam war. AFS Serbien ist im Vergleich zu AFS Kroatien ein rechtes Stück grösser, sie haben ja schliesslich auch dreimal so viele Austauschschüler.
Das gesamte Camp wurde in Serbisch durchgeführt, was für einige unserer Gruppe eine rechte Herausforderung war (es gibt immer noch die Austauschschüler, die sich ausschliesslich auf Englisch unterhalten). Allgemein lässt sich aber sagen, dass es überhaupt kein Problem ist, Serbisch zu verstehen, falls man Kroatisch spricht. Abgesehen von einigen minimalen Unterschieden bei der Aussprache und Betonung (wie etwa snijeg/sneg - Schnee, oder lijepo/lepo - schön), und einer Handvoll von verschiedenen Wörtern, sind die beiden Sprachen wirklich identisch! Der einzige wirkliche Unterschied, der sich feststellen lässt, ist das kyrillische Alphabet. Im Serbischen wird beides, also das lateinische und kyrillische Alphabet benutzt, im Kroatischen nur das Lateinische. Da wir ja zur Verständigung aber kein Alphabet benötigten, konnten wir uns problemlos unterhalten.

kyrillisches Alphabet
Es war wirklich sehr spannend, mit diesem Besuch auch mehr über die Geschichte des Balkans und der heiklen Beziehungen zwischen Kroatien und Serbien zu erfahren. Ausserdem ist mir erst dann richtig bewusst geworden, dass ich meine übrig bleibende Zeit hier noch geniessen muss, bevor dann auch die zweite Hälfte meines Austausches bereits zu Ende gehen wird!
 

Abschlusscamp und anderes

Vor 2 Wochen fand unser AFS End-of-stay Camp statt - das letzte Mal, dass wir uns alle trafen, bevor wir uns am Flughafen vor der Abreise no...